
Pressemitteilung
(Pressestelle LANA 28.10.2022) Im UNESCO-Biosphärengebiet Schwarzwald, genauer am „Freiburger Hausberg Schauinsland“, sollen drei größere vorhandene Parkbuchten zur Reduzierung des Autoverkehrs und des damit verbundenen Mülls zurückgebaut und renaturiert werden. So die offizielle Begründung. Seither kämpfen Anwohner gegen giftige Altlasten, die Behörden sind überfordert.
Im Oktober 2021 begannen die Arbeiten. Unter der Schwarzdecke der bis dahin vorhandenen Parkbuchten liegt noch der Teerbelag der ehemaligen Schauinslandstraße. Dieser sollte im Rahmen der Renaturierungsmaßnahmen ebenfalls rückstandslos mitentfernt werden.
Weshalb die Bauarbeiten erst im Oktober starteten, erschließt sich auf den ersten Blick nicht. Jedenfalls zwang der beginnende Winter zur Einstellung der Rückbaumaßnahmen, die aufgerissene Teerdecke der alten Schauinslandstraße blieb monatelang an Ort und Stelle liegen. Engagierte unabhängige Umweltschützer wurden von Anwohnern und Landwirten auf die Situation aufmerksam gemacht und damit begann eine Kaskade der Abwälzung von Verantwortlichkeiten, Schuldzuweisungen, unzureichenden Maßnahmen und weiterer Untätigkeit.
In der aufgerissenen Teerdecke wurden daraufhin enorm erhöhte Konzentrationen von gesundheits- und umweltschädlichen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) nachgewiesen. Diese giftigen Stoffe sind krebserregend und können zu Missbildungen bei Ungeborenen führen. Sogenannte teergebundene Schwarzdecken mit PAK wurden früher, bis zu deren Verbot, im Straßenbau verwendet und sind heute eine gigantische Altlast. Nicht nur im Schwarzwald, sondern in der ganzen Republik.
Der Vorgang am Schauinsland wurde im Frühjahr 2022 in Sendungen von SWR-Aktuell aufgegriffen, in denen Vertreter des Regierungspräsidiums Freiburg, betroffene Anwohner und Naturschützer zu Wort kamen. Seitens des Regierungspräsidiums wurde keine Gefahr gesehen. Gleichwohl wurden Mängel in der Abwicklung nicht in Abrede gestellt.
Passiert ist behördlicherseits daraufhin nichts. Die Baustellen blieben weiterhin ungesichert, die notdürftig vorgenommene Abdeckung mit Plastikplanen war völlig ungenügend (der Wind hatte sie weggeblasen, die Kälte und Witterung verrottet) und das Gift konnte ungehindert versickern.
Erst als die Landschafts- und Naturschutzinitiative Schwarzwald (LANA) von verzweifelten Anwohnern im August/September 2022 auf die Missstände aufmerksam gemacht wurde, kam die Sache wieder in Gang. Immerhin wurden die Baustellen jetzt teilweise mit entsprechenden Gefahrenhinweisen versehen, teils mit Zäunen eingefriedet und das Abraummaterial auf einer befestigten Unterlage zum Abtransport gelagert und abgedeckt.
Bei einer erneuten Begehung unter Beteiligung von Vertretern des Regierungsbezirks Freiburg, Umweltschützern und LANA kamen Zweifel an der vollständigen Beseitigung der Altlasten auf, die sich durch neue Laboranalysen bestätigten. Zudem wurde das sich sammelnde, belastete Regenwasser in den Wald abgeleitet.
Aufgrund der Häufung ungeklärter Fragen, der generellen Bedeutung des Sachverhaltes überregionaler Altlasten aus dem Straßenbau und des Verdachts einer Umweltstraftat hat LANA aktuell eine Anzeige gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft Freiburg eingereicht und geht davon aus, dass ein Ermittlungsverfahren zur Klärung des Sachverhaltes und der Verantwortlichkeiten eingeleitet wird.
Anlage: Foto von der Baustelle (zur Veröffentlichung freigegeben)