In Deutschland ist der Dohlenkrebs vom Aussterben bedroht und nur noch in wenigen Bächen Südbadens zu finden. Die zwei letzten Schwerpunktvorkommen befinden sich im Zartener Becken und im Kreis Emmendingen.
In einem aufwendigen Verfahren arbeitet LANA seit der Jahresmitte 2020 gemeinsam mit einem Sachverständigen in dem sehr weiten, relevanten Umfeld um einen der beiden genannten letzten Schwerpunktvorkommen an der Ermittlung von Faktoren, die den Gewässerzustand negativ beeinträchtigen können. Es soll definiert werden, welche Arten von Eingriffen zukünftig auf jeden Fall zu vermeiden sind.
Baden-Württemberg, und speziell die Schwarzwälder Gemeinden, tragen für den Erhalt des Dohlenkrebses in Deutschland eine besondere Verantwortung. Nur durch gemeinsame Anstrengungen zum Schutz seiner Lebensräume kann es gelingen, dass der Dohlenkrebs eine Zukunft bei uns hat.
Der Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes) ist die in Deutschland seltenste heimische Flusskrebsart. Er ist durch die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) geschützt und im dortigen Anhang II aufgeführt. Das heißt, dass er durch seine hohen Ansprüche an den aquatischen Lebensraum als Schirmart für viele weitere in diesem Lebensraum vorkommende Arten gilt und dass für ihn Schutzgebiete im Natura 2000-Netz ausgewiesen werden müssen. Mit einer Länge von 10-13cm ist der Dohlenkrebs etwas größer als der Steinkrebs.
Bereits während des vergangenen Jahrhunderts sind die meisten Populationen auf Grund von Gewässerverschmutzungen, Verlust ihrer Lebensräume und vielfältige sonstige Beeinträchtigungen (z. B. auch durch invasive nicht heimische Krebsarten) vernichtet worden.
Um den Dohlenkrebs vor dem Aussterben zu schützen sind naturnahe, reich strukturierte, und dauerhaft wasserführende Fließgewässer zu bewahren. Zudem muss der chemische und ökologische Zustand der Gewässer ohne beeinträchtigende Feinsediment-, Nährstoff- oder Insektizidbelastungen erhalten bleiben. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Vermeidung der Ausbreitung von invasiven Flusskrebsarten, die den Dohlenkrebs verdrängen und die tödliche Krebspest einschleppen können. Ein bedrückendes Beispiel ist das aktuelle Grassieren der Krebspest in der Brugga, die die Stammpopulation des Dohlenkrebses im Zartener Becken gefährdet.
Dr. Philipp Wolf, Biologe